Ankunft in einer anderen Welt
Ich ertappe mich immer noch dabei, wie ich mir vorstelle, wie Jimi Hendrix 1969 in Casablanca aus einem Flugzeug steigt, mit seiner Gitarre und einer unruhigen Energie, die fast zu groß für einen einzigen Ort zu sein schien.

Der Kontrast hätte nicht größer sein können: ein junger, unkonventioneller Künstler, elektrisierend und unberechenbar, der in eine Welt eintrat, die noch tief in der Tradition verwurzelt war, in der die Zeit langsam verging und das Leben Rhythmen folgte, die von Jahrhunderten vorgegeben waren.
Auf seiner Reise nach Essaouira fand Hendrix eine Stadt mit engen Medinagassen, weißgetünchten Mauern und einem Wind vor, der den Duft des Atlantiks herüberwehte.
Es war wunderschön, und doch in vielerlei Hinsicht unberührt von der Gegenkulturwelle, die er verkörperte.
Inspiration auf der Straße und in der Musik
Beim Gang durch die Gassen von Essaouira hätte Hendrix den Puls der Gnawa-Musik vernehmen können – die tiefen, hypnotischen Rhythmen von Trommeln und Gesängen, die die Weite der Wüste widerspiegelten.
Man kann sich leicht vorstellen, wie er jeden Klang, jede Vibration in sich aufnimmt und sie mit seinem eigenen musikalischen Feuer vermischt.
Manche sagen, seine Zeit hier habe die eindringlichen, nachdenklichen Klänge von “Castles Made of Sand” inspiriert, und ich meine fast, die Wüste in seinen Akkorden flüstern zu hören. Essaouira, mit seiner stillen Intensität, war eine Leinwand für Hendrix’ rastlosen Geist – ein Ort, an dem Musik, Meditation und Reisen in einer flüchtigen, zerbrechlichen Harmonie zusammenflossen.

Der Kontrast, der die Kreativität prägt
Ein Teil des Zaubers liegt im Kontrast: Hendrix' Trotz, seine Freiheit und seine Extravaganz im Gegensatz zum langsamen, bedächtigen Rhythmus der Stadt. Es muss verwirrend, berauschend und manchmal sogar isolierend gewesen sein.
Doch gerade in dieser Spannung liegt eine Schönheit.
Ich glaube, er blühte dort auf und fand Inspiration gerade deshalb, weil die Umgebung so anders war als die Welt des Ruhms und des Überflusses, die er hinter sich gelassen hatte. Die stillen Innenhöfe, die sonnenbeschienenen Dächer, der Gebetsruf in der Abenddämmerung – all das wurde Teil seines kreativen Schaffens, subtile Fäden, die in seinen Sound eingewoben sind.
Eine Welle durch Essaouira
Obwohl Hendrix nur kurz blieb, habe ich das Gefühl, dass seine Anwesenheit einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Essaouira, einst ein verschlafenes Küstenstädtchen, entwickelte sich allmählich zu einer offeneren, künstlerischen Stadt.
Heute kann man diesen Geist noch spüren, wenn man durch die Straßen schlendert – Wandmalereien, Musikfestivals und der leise Klang von E-Gitarren, der sich mit traditionellen Trommeln vermischt.
Es ist subtil, aber es ist da: Die Stadt lernte, wenn auch nur ein wenig, einen freieren Rhythmus einzuatmen und trug dabei Echos von Hendrix' rastloser Energie in sich.
